Geschlechterkritische Perspektiven auf Arbeit – ein ‚Dauerbrenner‘ nicht nur in der Corona-Krise
Studium Generale und interdisziplinäre Ringvorlesung: „Feminismen im Dialog“
Die Auseinandersetzung mit Arbeit ist ein zentraler Ankerpunkt feministischer Debatten. Zum einen geht es um die Sichtbarmachung unbezahlter Arbeit, die in Form von Haus- und Fürsorgearbeit (englisch: Care) in privaten Haushalten vor allem von Frauen erbracht wird. Dies zeigte sich während des Corona-Lockdowns, als Frauen ihre Erwerbsarbeitszeit stärker reduzierten als Männer, um Homeschooling und Kinderbetreuung zu stemmen. Feministische Debatten machten bereits in den 1970er Jahren auf die Notwendigkeit dieser Arbeit für das Funktionieren des kapitalistischen Wirtschaftssystems aufmerksam und forderten einen ‚Lohn für Hausarbeit‘. Kritisiert wurde zudem die Doppelbelastung, die für erwerbstätige Frauen hieraus entsteht. Gefordert wird daher eine geschlechteregalitäre Verteilung unbezahlter Care-Arbeit. Zum anderen richtet sich feministische Kritik gegen die schlechtere Bezahlung und soziale Absicherung von Erwerbsarbeit in frauendominierten Tätigkeitsfeldern. Viele dieser Jobs gelten als systemrelevant, erhalten aber allenfalls symbolische Anerkennung. Die Rahmenbedingungen für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung sowie für die Vereinbarkeit von Lohnarbeit und unbezahlter Care-Arbeit werden durch die Politik gesetzt. Feminist*innen fordern hier konkrete Maßnahmen für mehr Geschlechteregalität. Wir wollen in diesem Gespräch aus einer politikwissenschaftlichen und soziologischen Perspektive über Errungenschaften, Streitbares und Zukünftiges sprechen und dabei auch die Frage stellen, wie langfristige Lösungen aussehen könnten.
CVs
Julia Gruhlich, Dr.in, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Soziologie an der Universität Paderborn. Arbeitssschwerpunkte: Transnationale Unternehmen, Frauen in Führungspositionen, atypische Arbeits- und Geschlechterarrangements, berufliches Kürzertreten, Karriereverweigerung, betriebliche Gleichstellungspolitik, Gender Mainstreaming und Diversity Management.
Annette Henninger ist Professorin für Politik und Geschlechterverhältnisse mit Schwerpunkt Sozial- und Arbeitspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Politische Ökonomie der Geschlechterverhältnisse, feministische Wohlfahrtsstaatsforschung, Demokratie und Geschlecht, Qualitative Methoden. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind geschlechterpolitische Interventionen durch soziale Bewegungen (insbesondere Frauenbewegungen, homosexueller und queerer Aktivismus), Parteien und Gewerkschaften, die Geschlechtereffekte von Sozial-, Familien- und Arbeits(markt)politik sowie aktuelle antifeministische Mobilisierungen und deren Effekte auf die Demokratie.
Link zum Livestream: https://webconf.hrz.uni-marburg.de/c/den-lcp-ky2-mmc
Die Programmübersicht des Studium Generale/der Ringvorlesung finden Sie hier: Überblick Programm Studium Generale
Im Laufe des Semesters finden Sie hier außerdem die wachsende Seite zum 20-jährigen Jubiläum des Zentrums: Jubiläumsseite
Referierende
Dr. Julia Gruhlich (Universität Paderborn, Soziologie)
Prof. Dr. Annette Henninger (Philipps-Universität Marburg, Politikwissenschaften)