Antifeminism beyond borders – Wie die Selbstbestimmung die Welt provoziert
Der Deutsche Bundestag hat am 24. Juni 2022 die Abschaffung der Strafbarkeit von Werbung für Schwangerschaftsabbrüche beschlossen. Das kann aus geschlechterpolitischer Sicht als Erfolg gewertet werden, wenngleich der Beschluss Stigmatisierung und weiterhin wachsende Hürden bei der praktischen Durchführung des Eingriffs nicht beseitigen kann.
Auf der anderen Seite des Atlantiks hat das Oberste Gericht in den USA am gleichen Tag das bis dahin geltende Recht für Frauen, Abtreibungen vornehmen zu lassen, abgeschafft. Ihrer reproduktiven Selbstbestimmung so beraubt, ist nun damit zu rechnen, dass sich viele Frauen in illegale und bedrohliche Situationen begeben müssen.
Und auch in Deutschland ist die politische Umsetzung der Abschaffung des §219a StGB durch massive öffentliche und mediale Gegenwehr begleitet worden. Bekennende Abtreibungsgegner_innen haben dabei zur Durchsetzung ihrer Weltanschauung auch den Schulterschluss mit rechtsextremen Antifeminist_innen und Verschwörungsideolog_innen nicht gescheut. International können wir beobachten, dass die Schlagkraft antifeministischer Organisationen zunimmt, sie sind über Nationengrenzen hinweg bestens vernetzt und suchen die Nähe zu den Parlamenten. Sie sammeln sich in rechtspopulistischen und rechtskonservativen Parteien, im Lager christlicher Abtreibungsgegner_innen, in Männerrechtsbewegungen und in misogynen Internetforen. Sie stellen politische Mehrheiten und Regierungen.
Wir möchten mit der US-amerikanischen Soziologin Cynthia Miller-Idriss, der Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier, der polnischen Frauenrechtlerin Kamila Ferenc und Ihnen über jüngste Entwicklungen antifeministischer Netzwerke in Europa und den USA und ihre Verbindung zur deutschen Debatte um den Abtreibungsparagrafen 219a diskutieren. Wie ist es möglich, dass in Demokratien mit fest verankerten Gleichstellungsgrundsätzen politische Bewegungen erfolgreich sind, die durch sexistisches und frauenfeindliches Verhalten, hypermaskuline Performance und antifeministische Politik auffallen?
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